AudioguideKuzguncuk Evleri

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Willkommen in Kuzguncuk Evleri, einer ruhigen Oase auf der asiatischen Seite Istanbuls direkt am Bosporus. Mächtige Platanen spenden Schatten über enge Gassen, die von fröhlich bunt gestrichenen Holzhäusern gesäumt sind. Fast fühlt man sich wie in einem Dorf, und dabei ist das lebhafte Stadtzentrum nur einen Katzensprung entfernt.

Die Geschichte von Kuzguncuk reicht viele Jahrhunderte zurück. Schon in byzantinischer Zeit war das Viertel für eine Kirche mit vergoldetem Dach bekannt. Der Legende nach verdankt die Nachbarschaft ihren heutigen Namen einem heiligen Mann namens Kuzgun Baba. Als im späten sechzehnten Jahrhundert die Osmanen Juden aus Spanien und Portugal aufnahmen, wurde Kuzguncuk zu einem ihrer ersten Wohnorte auf der asiatischen Seite der Stadt. In den darauffolgenden Jahrhunderten ließen sich auch armenische und griechische Familien hier nieder und machten das Viertel zu einem bunten Mosaik unterschiedlicher Kulturen. Trotz vieler Veränderungen – etwa dem Wegzug der nicht-muslimischen Bewohner nach den fünfziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts – lebt dieser Geist in den gemeinsamen Plätzen und Beziehungen weiter.

Beim Spaziergang durch die Straßen von Kuzguncuk fallen die liebevoll restaurierten Holzhäuser aus dem neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhundert ins Auge. Breite Veranden und florale Details erinnern an das historische Istanbul. Besonders deutlich ist diese Stimmung in der Simitçi Tahir Sokak zu spüren. Hier stehen die farbenfrohen Fassaden dicht an dicht.

Kuzguncuk war von jeher ein Ort, an dem unterschiedliche Glaubensrichtungen nebeneinander existierten. Die elegante Bet-Yaakov-Synagoge wurde im späten neunzehnten Jahrhundert errichtet. In unmittelbarer Nähe finden sich zwei uralte armenische und griechische Kirchen sowie die Moschee des Viertels. Bemerkenswert ist, dass sogar die armenische Gemeinde den Bau der Moschee unterstützte – ein echtes Zeichen für das Miteinander im Stadtteil.

Die lebendige Tradition Kuzguncuks zeigt sich das ganze Jahr über bei Festen – besonders im Frühling, wenn sich Nachbarn im Kuzguncuk Bostanı treffen. Das ist der beliebte Gemeinschaftsgarten. In dieser grünen Oase wachsen Gemüsepflanzen und Obstbäume. Anwohner pflegen ihre Beete, feiern gemeinsam, und lassen Traditionen weiterleben. Breite Alleen voller Bäume und der Duft von Feigen und Magnolien machen jeden Spaziergang zu einem Erlebnis für die Sinne.

Kulinarisch bietet Kuzguncuk eine spannende Mischung aus Geschichte und Geschmack. In der traditionsreichen Kuzguncuk Bakery, die es seit den späten zwanziger Jahren gibt, backt man köstliche Mandelkekse nach alten Rezepten. Frischen Fisch genießt man bei İsmet Baba, einem Klassiker direkt am Wasser. Wer ein typisches türkisches Frühstück erleben möchte, kehrt bei Gule Cafe ein – hier serviert man selbstgemachte Marmeladen und kräftigen Tee unter grünem Blätterdach.

Mit seinem einzigartigen Charme ist Kuzguncuk längst zum Lieblingsmotiv von Filmemachern geworden. Viele türkische Filme und Serien wurden hier gedreht. Auch wenn man die Produktionen nicht kennt, spürt man beim Flanieren durch die Straßen und über sanfte Hügel die besondere, fast filmische Atmosphäre von Kuzguncuk.

Hier lebt der Geist des alten Istanbuls: ein Stadtviertel, in dem sich Kulturen begegnen, Gärten blühen und die alten Holzhäuser noch immer wachsam über das Wasser blicken.

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