AudioguideKüçüksu Pavilion

Küçüksu Kasrı (Milli Saraylar)

Als Sommerresidenz für die osmanischen Sultane erbauter neobarocker Palast am Wasser, mit Führungen für Besucher.

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Am asiatischen Ufer Istanbuls, dort, wo der Bosporus im Sonnenlicht glitzert, erhebt sich der Küçüksu Kasrı – ein Wasserschloss mit bewegter Vergangenheit. Ursprünglich stand an dieser Stelle nur eine bescheidene Jagdhütte aus Holz, erbaut für die osmanischen Sultane. Im Laufe der Jahrhunderte wandelte sich das Anwesen und spiegelt heute die wechselvolle Geschichte sowie den sich verändernden Geschmack der Türkei wider.

In der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts beauftragte Sultan Abdülmecid der Erste den Bau eines repräsentativen Steingebäudes, das zugleich Eleganz und Beständigkeit ausstrahlen sollte. Die Architektenfamilie Balyan, eine bekannte armenisch-osmanische Dynastie unter der Leitung von Nigoğos Balyan, setzte seine Vorstellungen um. Ihr Entwurf vereint prachtvollen Neobarock mit feinen Rokoko-Einflüssen und traditionellen türkischen Details – ein gelungenes Zusammenspiel von Orient und Okzident.

Der Pavillon verfügt über zwei Hauptetagen sowie ein Souterrain. Luftige Räume gruppieren sich um einen großzügigen zentralen Saal. Prunkvolle Kronleuchter aus böhmischem Kristall und Kamine aus italienischem Marmor – in einigen zum Wasser gewandten Zimmern sogar zwei – treffen auf glänzendes Parkett und üppige Teppiche aus Hereke. Jeder Wandabschnitt, jede Decke, jedes Möbelstück erzählt vom raffinierten Zusammenspiel europäischer Ästhetik und osmanischer Handwerkskunst, stilvoll ausgestaltet durch den französischen Dekorateur Charles Séchan.

Im Gegensatz zu vielen Palästen, die sich hinter hohen Mauern verbergen, öffnen sich rund um den Küçüksu Kasrı freie Gärten – nur durch schmiedeeiserne Geländer vom Bosporus getrennt. Wasserbecken, offene Terrassen und eine leichte Brise lassen eine friedliche Atmosphäre entstehen. Der Pavillon diente den Sultanen als Rückzugsort, zum Jagen oder für festliche Empfänge, zu denen sie oft per Boot anreisten. Später wurden auch ausländische Gäste hier empfangen; nicht zuletzt lockte das außergewöhnliche Ambiente internationale Filmteams an.

Trotz zahlreicher Restaurierungen – besonders in republikanischer Zeit – hat der Küçüksu Kasrı seinen Charakter bewahrt. Heute ist er Museum und Veranstaltungsort zugleich. Am Ufer des Bosporus gelegen, bleibt er eine lebendige Brücke zwischen königlicher Vergangenheit und moderner türkischer Identität.

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